Fintech-Unternehmer sehen die Coronakrise als Chance. Die wenigsten müssen sparen, die meisten wollen investieren...
...und sie rechnen damit, dass die Fintech-Branche profitieren wird. Ob sich das bewahrheitet, wird sich zeigen.
Autor: Joël Orizet
Nur wenige Fintech-Unternehmen müssen derzeit sparen. Gerade jetzt wollen die meisten investieren und Personal aufstocken, wie aus einer Umfrage des Branchenverbands Swiss Finance Startups unter seinen Mitgliedern hervorgeht. 83 Prozent der Befragten sehen in der Coronakrise grosse bis sehr grosse Chancen für die Fintech-Branche.
Die aktuell geltenden Hygiene- und Abstandsregeln würden Fintech-Unternehmen kaum zu schaffen machen, teilt der Verband mit. Knapp 90 Prozent der Befragten gaben an, dass ein grosser Teil oder gar alle Mitarbeiter aus dem Homeoffice heraus arbeiten würden.
Christina Kehl, Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied von Swiss Finance Startups:
Schweizer Fintechs erkennen in der Krise eine grosse Wachstumschance, die es zu nutzen gilt
Nur wenige müssen sparen
Nach den kurzfristigen Plänen während der Coronapandemie befragt, gab mehr als die Hälfte an, die Belegschaft ausbauen zu wollen. Eine knappe Mehrheit gab jeweils an, neue Möglichkeiten zu suchen respektive zu investieren.
Nur wenige Befragte machten finanzielle Sorgen geltend: Knapp sieben Prozent gaben jeweils an, sie müssten Personal abbauen oder Sparmassnahmen einleiten.
Optimismus gegenüber Fintech, geteilter Ausblick für Start-ups
Die Befragten sehen deutlich mehr Chancen als Risiken für die Fintech-Branche. Für Start-ups im Allgemeinen sieht der Ausblick allerdings eher durchzogen aus.
Zwar sieht die Mehrheit der Befragten (48,3 Prozent) mehr Chancen als Risiken für Jungunternehmen; 31 Prozent sehen jedoch überwiegend neue Risiken, wenn sie an die Auswirkungen der Coronakrise auf die Start-up-Szene denken.
Sandipan Chakraborty, Gründer und CEO von Sonect:
Covid-19 dürfte Banken dazu zwingen, operative Abläufe zu optimieren und Kosten zu senken
Corona bringt Banken zum Umdenken
Durch die Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach digitalen Lösungen drastisch angestiegen, lässt sich Christina Kehl, Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied von Swiss Finance Startups, in der Mitteilung zitieren. «Schweizer Fintechs erkennen in der Krise eine grosse Wachstumschance, die es zu nutzen gilt.» Dies gelte allerdings nicht nur für Start-ups, sondern auch für traditionelle Finanzdienstleister «mit einer soliden, adaptiven Marktposition».
Anlass zum Optimismus gibt indes die Erwartung, dass viele klassische Banken aufgrund der Coronakrise ihre Kosten reduzieren wollen. «Wir denken, dass Covid-19 den Grossteil der Banken dazu zwingen wird, operative Abläufe zu optimieren und Kosten zu senken», schreibt Sonect-Gründer und -CEO Sandipan Chakraborty. Dies würde Fintech-Firmen ermöglichen, ihre Dienste breiter aufzustellen und mehr mit klassischen Banken zusammenzuarbeiten.
Auf einen Blick
Die Ergebnisse
Bei knapp 90 Prozent der befragten SFS-Mitglieder arbeitet ein grosser Teil (oder sogar alle) der Mitarbeitenden im Homeoffice.
69 Prozent der befragten SFS-Mitglieder müssen keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen.
65,5 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie (kräftiges) Wachstum verzeichnen.
Die Hälfte der Befragten baut in der Krise ihr Business aus (Kunden, Partner, Investoren).
Nur 6,9 Prozent gaben an, Sparmassnahmen einzuleiten.
Über 55 Prozent der Befragten gaben an, weiteres Personal einstellen zu wollen, wohingegen nur 6,9 Prozent angaben, Mitarbeitende zu entlassen.
83 Prozent der befragten Mitglieder gaben an, dass sie die Krise als grosse bis sehr grosse Chance für Fintech sehen.