Sie sieht aus wie eine normale Swatch, zeigt auch die Zeit wie eine normale Swatch, liefert jedoch in der weissen Ausführung mit "Tick different" auf dem Zifferblatt einen Hinweis auf mehr: die Swatch Bellamy ist die neue Bezahl-Uhr. Sie funktioniert kontaktlos über NFC und kann deshalb breit im Handel fürs Bezahlen eingesetzt werden.
Nein, sie ist keine Konkurrenz für TWINT, Paymit, Muume und andere Anbieter, zumindest im Moment nicht. Aber sie bringt einen auf Ideen, wie man Konkurrenten auf Distanz halten kann. Die Gründe für das eine wie für das andere:
Cool mit wenig Flughöhe
Cool ist die Bellamy nur schon deshalb, weil Swatch weiss, wie Uhren designen, machen und promoten geht. So gesehen, gehört auch die integrierte Funktion des mobilen Bezahlens zu den coolen Features, was Swatch-Anhänger schätzen werden.
Die geringe Flughöhe hängt mit den eingeschränkten Möglichkeiten zusammen:
- Anbindung ausschliesslich an Cornèrcard, die zuerst mit Guthaben geladen werden muss
- Eher hohe Gebühren
- Keine anderen Kredit- oder Debitkarten möglich
- Überweisungen auf das Konto bleiben umständlich, Abfragen von Kontostand ebenso
- Nach dem Kauf ist die Swatch Bellamy drei Jahre lang eine Bezahl-Uhr, danach läuft die Bezahlfunktion aus und wird blockiert – der User trägt nur noch eine normale Swatch und sollte sein Portemonnaie dabeihaben oder an der Kasse überzeugend argumentieren, weshalb die Rechnung heute nicht bezahlt wird
Das nimmt der Swatch Bellamy nichts von ihrem Glanz und positioniert sie als coole Uhr mit einem smarten Zusatzfeature. Mehr nicht. Weniger allerdings auch nicht. Swatch-Fans werden begeistert sein, zumal die Bezahlfunktion via NFC sehr einfach funktioniert, ohne eine App starten zu müssen. Die Aktualisierung und Erweiterung der Produktlinie ist zweifellos auch ein Imagegewinn für Swatch. Entspricht das der Marketing-Vision, dann sind Strategie und Produkt voll auf dem Punkt. Die eingeschränkten Funktionen werden jedoch kaum Massen ausserhalb des Swatch-Universums dazu bringen, neu eine Swatch zu tragen.
Uhren und Wearables
Die Apple Watch (seit April 2015 auf dem Markt) hat sich bisher, für Apple ungewohnt, nicht zum Renner entwickelt. Die Swatch Bellamy ist in der Schweiz seit gestern im Handel. Der Uhrenhersteller Mondaine (das ist der Schweizer Produzent mit dem Bahnhofsuhren-Look) will demnächst ebenfalls mit einer neuen Kollektion von Bezahl-Uhren aufwarten. Weitere Anbieter werden folgen und bald schon ist die Welt überschwemmt mit Uhren, die bezahlen können und sich gegenseitig konkurrenzieren.
Kooperationen als Erfolgsbeschleuniger
Apple überarbeitet aktuell Uhren- und Wearable-Konzepte und wird eigene Wege gehen. Für Schweizer Anbieter allerdings wären Kooperationen eine spannende Alternative. Die einen wissen, wie Uhrenbauen geht, setzen NFC ein und bewirtschaften internationale Märkte mit professionellem Marketing. Andere wissen, wie Zahlungsverkehr funktioniert, bewirtschaften hoch interessante Kundengruppen und entwickeln starke Mobile Payment-Lösungen, die mit Wearables möglicherweise perfekt ergänzt werden könnten.
Nicht auszudenken, man würde Spezialisierung, Know-how, Innovationskraft, Marketing und Märkte aus beiden Lagern für gemeinsame Projekte nutzen und aktivieren. So viel vereinte Kraft und Vergrösserung der Spielfelder würde auch für Giganten wie Apple und Google die Hürden deutlich höher setzen.
Die Vision der gemeinsamen Spielfelderweiterung wäre zumindest einige Gespräche wert und würde niemanden daran hindern, den eigenen Garten in der Zwischenzeit gewohnt professionell weiter zu bewirtschaften.
Details zur Swatch Bellamy: Funktionen und Kollektion
Stichworte im Lexikon zum Thema: Mobile Lösungen Schweiz | NFC