Verkauft sich Kunst von selbst? Oder fährt eine Künstlerin auf mehreren Schienen und ist auch die Managerin ihres eigenen Kunst- und Ausstellungs-Startups?
Diese Frage stellt sich für zahlreiche zeitgenössische Künstlerinnen – auch dann, wenn sie längst den Sprung über die lokale und regionale Bekanntheit hinaus geschafft haben. Sie sind Künstlerinnen, Produzentinnen – und im Teilzeitmodus sind sie auch Managerinnen ihres eigenen Startups. Eine Ich-AG, eine Art-GmbH oder ein Ein-Frau-Kunstbetrieb als Voraussetzung, um von der Kunst leben zu können.
Die Künstlerin
Die Künstlerin Silvia Seifert lebt und arbeitet im Fricktal. Ihr Atelier für Malerei in Öl, ihre Werkstatt für Plastiken und Skulpturen in Stein und Holz sowie ihr Kunstkeller, das ist die eigene Galerie, liegen im malerischen Dorf Effingen am Fusse des Bözbergs.
Silvia Seifert hat lange Jahre in Südfrankreich gewirkt, das Licht des Südens und die intensiven Farben prägen ihre Werke bis heute.
Die Kunst
Ursprünglich ausschliesslich der Malerei verbunden, allerdings immer schon fasziniert von weiteren Ausdrucksmöglichkeiten in Stein und Holz, hat die Künstlerin vor einigen Jahren ihr Spektrum um die Bildhauerei erweitert. Die handwerkliche Basis, die Fähigkeiten Steine "lesen" und bearbeiten zu können und den Einsatz der Werkzeuge, hat sie von Grund auf bei einem Holz- und Steinbildhauer in Sardinien erlernt.
Ein roher Stein erzählt mir seine Geschichte, das nächste Kapitel schreiben wir gemeinsam
Was aus dem Stein werden soll, war für Silvia Seifert nie die Frage – mit den neu erworbenen handwerklichen Fähigkeiten war sie in der Lage, Granit, Marmor und andere Steine in die Form und Gestalt ihrer Intensionen zu bringen.
Die Ausstellungen
Silvia Seiferts Werke sind im In- und Ausland in Einzel- und in Gemeinschaftsausstellungen zu sehen. Einmal jährlich präsentiert die Künstlerin ihre Werke mit Vorsatz inmitten der verschwenderischen Natur. Auf einem Kunstsparziergang können Bilder, Skulpturen und Werke in Stein und Metall in einer grossen Gartenanlage mit Entdeckerfreude "erwandert" werden.
Kunst in natürlicher Umgebung wirkt anders auf Menschen – Musse und dadurch geschärfte Sinne machen Entdeckungen und Begegnungen erst möglich
Das Grundstück um das Atelier von Silvia Seifert wird zur Outdoor-Galerie. Ein aussergewöhnliches und überraschend sinnliches Erlebnis, sich auf Impressionen in Öl auf Leinwand, auf Skulpturen in Holz und Stein oder auf andere Werke in natürlicher Umgebung einzulassen. Die nächste Gelegenheit bietet sich Ende Woche, die Ausstellung Kunst und offene Gärten ist vom 27. bis am 29. August geöffnet.
Der Kunstbetrieb
Ein Leben in Leidenschaft? Oder sehr viel Organisation, um einen eigenen Kunstbetrieb aufzubauen, der begehbare Brücken zwischen einer Künstlerin mit ihren Werken und Kunstliebhabern, Betrachtern und auch zu Käufern schlägt?
Beides, in sehr hohem Masse, sagt Silvia Seifert lachend, da das eine zwingend das andere bedingt.
Die meisten zeitgenössischen Künstler sind nicht nur Künstler, sie sind auch die Manager und Promotoren ihres Schaffens
Seifert erklärt, dass die Kunst kein Mantel sei, den man beliebig überwerfen oder ablegen könne, sondern die Macher vielmehr auch begleiten und in sämtlichen Disziplinen tragen würde, welche notwendig wären, um der Kunst zu dienen. Das gilt auch für den organisatorischen Ballast, an dem man nicht zuletzt auch wachsen würde, vorausgesetzt, dass man auch da vollen Einsatz bringt. Die Herausforderung läge allerdings darin, so Seifert, den weitaus grössten Teil der Zeit für sein künstlerisches Schaffen zu nutzen und diesen Raum wie eine Löwin permanent zu verteidigen.
Das Startup
Fazit: Ohne Ich-AG und Startup funktioniert's nicht – weder für Silvia Seifert noch für zahlreiche weitere Künstlerinnen und Künstler, die ihr Leben dem Schaffen, dem Machen und damit ihrer persönlichen Leidenschaft und ihrem eigenen Weg verschrieben haben.
Künstler, allen voran erfolgreiche, dürften prädestiniert dafür sein, in verschiedenen Phasen ihres Wirkens ihr Gewand zu wechseln. Dann sind sie mal Manager, mal Organisatoren, Materialeinkäufer, Veranstalter, Galeristen, Gastgeber, Administratoren, eben all das, was das Kunstschaffen ihnen abverlangt.
Und wie gelingt der Spagat zwischen Kunst und Startup?
Es ist anspruchsvoll, aber kein Spagat, weil es in der einen wie in der anderen Rolle um das geht, was mich treibt: die Liebe zur Kunst und dem Menschen, der seine Sinne und seinen Horizont erweitert, indem er sich auf meine Arbeiten und Kunstwerke schlechthin einlässt
Silvia Seifert hat ihr Kunst-Startup bereits vor Jahren als Notwendigkeit gegründet. Als Antwort auf die Frage: Wie findet meine Kunst den Weg zu Menschen, die sich von meinen Werken berühren und begeistern lassen?
Silvia Seifert | Künstlerin
Aufgewachsen im Kurort Brunnen am Vierwaldstättersee (Schweiz). Schon als Jugendliche fasziniert von Kunst und Gestaltung. Erste Experimente mit Kohle, Pastell- und Acrylfarben. Bald schon jedoch der Strahlkraft von Ölfarben und den Ausdrucksmöglichkeiten von Öl auf Leinwand erlegen, woran sich bis heute nichts geändert hat.
Seit mehreren Jahren auch als Bildhauerin engagiert mit Arbeiten und Werken in Stein, Holz und Metall. Aufenthalt und Ausbildung in Sardinien, um den handwerklichen Aspekt der Stein- und Holzbearbeitung zu optimieren.
Silvia Seifert lebte und wirkte lange Jahre in Südfrankreich, das "Licht des Südens" prägt auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz ihre Malerei.
Zahlreiche Einzel- un Gruppen-Ausstellungen im In- und Ausland. Sivlia Seifert ist Gründerin der Künstlergruppe Expressiv und Mitglied der internationalen Künstergruppe Polygon. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Effingen (Schweiz).
