Top 100 Swiss Startup Award 2018

Top 100 Startups – eine Nachlese

Patrick Comboeuf mit rückwärtsgerichteten Überlegungen, gegenwartsbezogenen Fakten und zukunftsorientierten Gedanken zur Schweizer Startup-Szene und zur Bedeutung von Diversität.

Letzte Woche wurden in Zürich zum 8. Mal die 100 besten Startups der Schweiz gekürt. Das Zürcher Medtech Startup Ava Women erhielt den Siegerpreis zum zweiten Mal in Folge. Diese Back-to-Back-Auszeichnung mag bei Protagonisten, anderen Awards und einigen Newbies unter den 700 Gästen für ein gewisses Erstaunen gesorgt haben. Für den Organisator Venturelab um die umtriebigen Startup-Pioniere Stefan Steiner, Beat Schillig und Jordi Montserrat ist dies allerdings weder Zufall noch ein Novum. 

Back-to-Back-Gewinner haben fast schon Tradition

Bereits mit L.E.S.S. aus Renens oder Housetrip, dem mittlerweile von Trip Advisor übernommenen Schweizer Pendant zum Zimmer- und Wohnungsvermittler AirBnB, figurieren Startups als Doppel-Preisträger in den Annalen des Top 100 Swiss Startup Awards.

Ausgezeichnet werden eben nicht in erster Linie one-Hit Wonder mit einer saisonal hippen Business-Idee, sondern Initiativen, welche darüber hinaus vor allem mit Beharrlichkeit bei der Verfolgung ihrer Milestones und erfolgreichen Finanzierungsrunden auffallen. Insofern ist Ava Women ein in vielerlei Hinsicht bereits etabliertes Unternehmen. Gerade deshalb nimmt es eine wichtige Rolle als Leuchtturm für die aufstrebende Garde der Jungunternehmen wahr.

Aber auch aus den beiden Lausanner Runner-ups Bestmile und Lunaphore lassen sich interessante Learnings ziehen. Im Falle von Bestmile zum Beispiel, dass eine frühe Einbindung grosser Beta-Kunden wie die SBB oder Postauto AG den Weg zum Erfolg mitunter verkürzen kann. 

Das Schweizer Startup Ecosystem lebt – auch und gerade aufgrund von Diversität

Alle drei prämierten Unternehmen auf dem Podest haben Frauen in ihren Gründungsteams. Und fast 30 Prozent der Top 100 Startups weisen eine gute Diversität in ihren Management Teams aus.

Neben Ava Women figuriert mit Daphne Technology, einem Nanotech-Startup aus der Westschweiz, welches einen weiblichen Vornamen im Firmennamen trägt, ein weiteres vielversprechendes Projekt auf der Liste. Und auch beim Ausblick auf die Kandidaten fürs kommende Jahr fällt einem dieses Attribut ins Auge. Zum Beispiel bei Annanow, dem Nowtech Instant Delivery Venture, mitgegründet von Schweizer Mobile Ecosystem Pioneer Daniel Gradenegger, welches in den letzten Wochen mit einer rapide wachsenden Kundenzahl, unter anderen Confiserie Läderach, Magazine zum Globus, Interdiscount oder Media Markt für Schlagzeilen sorgte. 

Viele Newcomer, Blockchain-Unternehmen in den Startlöchern

Schon in diesem Jahr war die Zahl von 47 Neueintritten auf der Top 100 Liste beachtlich. Noch finden sich aber nur vereinzelt Jungunternehmen aus der rasant wachsenden Community von Crypto- und Blockchain-Startups in dieser illustren Runde. Immerhin, mit Mona El Isa, CEO von Melonport, war eine der Leitfiguren der Crypto Valley-Szene mit ihrem Seitenhieb an die etablierten Assetmanager für einen herzhaften Schmunzler im Publikum besorgt. 

Die geladenen Gäste, darunter viele prägende Figuren aus der Kaste der Investoren, Unternehmer sowie Brückenbauer zwischen Corporates und Startups, waren sich in einem Punkt einig:

Die Top 100 repräsentieren nicht nur den spannender Querschnitt der aktuellen Entwicklung der Schweizer Knowledge Economy, vielmehr sind sie auch ein nicht mehr ganz geheimer Katalysator für die Innovationen in der sehr nahen Zukunft. Dass diese nicht zwingend nur mit disruptiven Buzzwords der Saison in Verbindung stehen, hat einmal mehr die Öffentlichkeit unterstrichen. Der von ihr gekürte Gewinner des Publikumspreises heisst dieses Jahr Smallpdf, ein Unternehmen, welches Clouddienste für PDF-Dateien anbietet.

Der Autor: Patrick Comboeuf

Patrick Comboeuf, Associate Editor bei MoneyToday.ch, ist einer der profiliertesten digitalen Vordenker der Schweiz. Mehrere Wochen im Jahr verbringt er im Silicon Valley, dem Zentrum der digitalen Welt.

Seit 2013 engagiert am Institute for Digital Business der HWZ, unter anderem als Director of Studies für den Lehrgang CAS Digital Leadership. Als Vorstandsmitglied der Fintechrockers sowie als Partner der Crypto Advisory Group unterstützt er etablierte Unternehmen sowie aufstrebende Startups dabei, ihre eigene Geschäftstätigkeit friktionsfrei in digitalen Ökosystemen und in der Blockchain zu verankern.

Als früherer CTO bei Ifolor, Head of Digital Experience bei Swiss Life und als Leiter Digital Business bei den SBB, war Patrick Comboeuf federführend verantwortlich für eine Vielzahl digitaler Initiativen. Er teilt sein Wissen gerne sozialmedial auf LinkedIn und Twitter, zudem ist Patrick ein gefragter Keynote Speaker, Moderator und Panelist auf Konferenzen im In- und Ausland.