Was bisher nur mit gelben Postkarten und in bar möglich war, öffnet sich in den nächsten Monaten ein Stück weit: Wie der Tages-Anzeiger berichtet, mischt die Post die Karten neu und lässt ab Dezember 2016 Zahlungen mit Debitkarten zu (Maestro Bankkarten und Visa Debitkarte V Pay). Allerdings mit Einschränkungen. Oliver Flüeler, Mediensprecher Post, gegenüber dem Tages-Anzeiger zum Thema:
«Mit den Debitkarten können nur postalische Dienstleistungen und Drittprodukte bezahlt werden, nicht aber Rechnungen mit Einzahlungsschein. Und Kreditkarten werden nicht akzeptiert.»
Die Gründe für die Zurückhaltung
Bundeshausredaktor Andreas Valda wirft im Tages-Anzeiger die Frage auf, weshalb die Post keine Kreditkarten akzeptiert und skizziert auch den Hintergrund der aktuellen Entwicklung. Die Post begründet ihre Zurückhaltung einerseits mit hohen Transaktionskosten für Kreditkarten sowie mit Bestimmungen zur Geldwäscherei, welche bei Einzahlungen per Bankkarte nicht im bisherigen Ausmass wahrgenommen werden könnten (Kontrolle der Herkunft des Geldes). Das dritte Argument, die Gefahr der Überschuldung beim Einsatz von Kreditkarten, wird durch das Bakom gestützt, welches in seiner Empfehlung «die Annahme von Kreditkarten als problematischer» eingeschätzt hatte. Durchwegs ehrenwerte Argumente, für die andere Anbieter allerdings auch Lösungen finden mussten und müssen, um wirklich kundenfreundlich operieren zu können.
Der Druck des Parlaments
Die Massnahmen der Post gehen auf eine parlamentarische Initiative (2013) von Andreas Caroni und eine Empfehlung des Bakom (2014) zurück. Caroni unterstellte dem gelben Riesen damals, "die Post habe ihr Teilmonopol missbraucht, um Konsumenten die Postcard aufzuzwingen" und konnte im restriktiven Gebaren keine übergeordneten Interessen erkennen. Ganz freiwillig ist die Öffnung für weitere Karten also nicht, die Post verschafft sich jedoch mit diesem ersten Schritt etwas Luft. Die Umrüstung der Terminals in den Poststellen startet im August, nach einem Pilotversuch in Baden und Zollikofen, und ist im Dezember 2016 abgeschlossen. Man darf davon ausgehen, dass die neuen Terminals für die Zukunft gerüstet sind und auch mit Karten und Devices umgehen können, welche von der Post heute noch nicht akzeptiert werden. Das Budget von 15 Millionen Franken für die Umrüstung lässt darauf schliessen, dass neuste Technologie zum Einsatz kommt, die mit den aktuellen Erweiterungen längst nicht ausgereizt ist.
Verpasste Chance
Gerade die Post mit ihrem dichten Filialnetz kann und könnte als dynamisches und zukunftsorientiertes Unternehmen Beiträge leisten, um den Einsatz von bargeldlosen Zahlungsmitteln bei breiten Bevölkerungsschichten zu fördern. Die zusätzlichen Zahlungsoptionen sind sicher willkommen, Luft nach oben ist jedoch vorhanden. Mit den Debitkarten ist ein Anfang gemacht, die aktuellen Einschränkungen (keine Kreditkarten, nur bestimmte Leistungen) sind allerdings weder besonders kundenfreundlich noch flexibel. Zumal die beträchtliche Zahl von kartenzahlenden Konsumenten gerne die von ihnen bevorzugte Karte einsetzt, Debit- oder Kreditkarte. Und ebenso gerne für alle Leistungen und Ausgaben beim selben Anbieter.
Strategische Pfeile im Köcher?
Gut möglich, dass die Post einige strategische Pfeile im Köcher hat, die erst später abgeschossen werden sollen. Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem neuen TWINT oder mit der PostFinance App oder in Kombinationen. Mit neuen Serviceleistungen und Optionen, welche die Distanz zu Konkurrenten wie Apple Pay und anderen vergrössern. Hier liegen neue Spielvarianten auf der Hand, wie bargeldloser Zahlungsverkehr gefördert und die Marken Die Post und TWINT mit Einbezug von Partnern gegenüber der Konkurrenz massiv gestärkt werden könnten. Der Markt bleibt überraschbar, wir auch und wir werden berichten.
Artikel Tages-Anzeiger: "Warum akzeptiert die Post keine Kreditkarten?"
Stichworte zum Thema im Lexikon: Geldwäschereigesetz | Finanzmarktregulierung | Mobile Payment