SIX: Infoanlass für Business Software-Anbieter

Bild: Oscar Neira | Michael Montoya, VR-Präsident SIX Interbank Clearing

Eine Zusammenfassung des SIX-Events vom Juni 2016 in Bern.

Der 2016er-Jahrgang des Events von SIX Interbank Clearing für Business Software-Anbieter segelt unter dem Thema Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz. Eine Vielzahl von illustren Exponenten aus dem Hause SIX gibt dem Anlass Gewicht und unterstreicht die Bedeutung des Themas.

Zahlreiche Referenten und interessante Themen auf der Agenda: iso-20022.ch war am Infoanlass für Business-Software-Anbieter 2016 mit dabei. Unser Korrespondent Oscar Neira hat seine Eindrücke und Notizen für Sie zusammengefasst.

Infoanlass | Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz

Andreas Galle, Head of Business Management bei SIX Interbank Clearing und Leiter der Arbeitsgruppe Migration Zahlungsverkehr Schweiz

Armin Brun, Verwaltungsrat der SIX Interbank Clearing und Mitglied der Geschäftsleitung bei PostFinance

Moderator Andreas Galle eröffnet die Veranstaltung mit einem kurzen Überblick über den aktuellen Status der Banken im Projekt der Harmonisierung. Armin Brun unterstreicht in seiner Begrüssung die Wichtigkeit der Business Software-Anbieter als Partner der Banken. Die Kooperation von Banken und Software-Herstellern schafft die Voraussetzungen für Firmenkunden, um eine möglichst einfache und reibungslose Migration durchführen zu können.

Warum wird der Zahlungsverkehr harmonisiert?

Michael Montoya, VR-Präsident der SIX Interbank Clearing und Leiter Cash & Trade Finance bei UBS

Rhetorische Frage von Michael Montoya: "Wieso müssen wir jetzt eine der ältesten Bankdienstleistungen ändern? Es läuft ja alles. Und eine Binsenwahrheit besagt: Never touch a running system."

Antwort: Vor allem regulatorische Auflagen aber auch schlicht Altersgründe haben den Finanzplatz dazu bewogen, diesen riesigen Schritt zu gehen. Und das Projekt der Harmonisierung bringt auch weitere Vorteile. Nämlich die engere Zusammenarbeit zwischen den Banken und der PostFinance. Das beweisen die Pressemitteilungen der letzten Monate zur Zusammenarbeit beim Projekt LEON, zur Harmonisierung beim LSV+ sowie zum Zusammengehen von TWINT und Paymit.

ISO Payments | Schweizer Empfehlungen ISO 20022

Istvan Teglas, Leiter der Arbeitsgruppe 20022 Payments, SIX Interbank Clearing

Hochspannend die Ausführungen von Istvan Teglas, der bei Brancheninsidern als "Mr. ISO 20022" bekannt ist und sich auch als "wandelndes ISO 20022-Lexikon" einen Namen geschaffen hat. Die Arbeitsgruppe ISO 20022 Payments ist bereits sehr früh gestartet, nämlich 2008. Deshalb ist seit 2008 in der Schweiz das Thema konkret im Gespräch. Und am Ende des Projektes werden es dann genau 10 Jahre sein – von der ersten Designphase bis zum Ende der Einführung. Dass heute die Implementation Guidelines bestehen, ist das Resultat von unzähligen Besprechungen, Überlegungen, Auseinandersetzungen und Kompromissen.

Wenn gewisse Leute sagen, so Istvan Teglas, die Schweiz wäre langsam und hätte nicht mal SEPA richtig eingeführt, dann ist das nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Die Schweiz nimmt sich länger Zeit für die Einführung, weil sie sämtliche Zahlungsinstrumente harmonisiert. Und, wie wir alle wissen, ist auch das zentrale Zahlungssystem SIC unter SIC4 komplett neu konzipiert und auf den Standard ISO 20022 ausgerichtet worden. Das heisst, dass am Ende die Schweiz weit voraus sein wird und alle ihre Systeme umgebaut hat, nicht nur den Euro-Zahlungsverkehr.

Und ja, führt Istvan Teglas weiter aus, Herausforderungen gibt's auch weiterhin. Zum Beispiel bei den Kontoauszügen (camt). Der Finanzplatz einigte sich ursprünglich darauf, dass man stets die aktuelle SEPA-Version (zurzeit 02 von 2009) verwenden werde. Jedoch die neuere ISO 20022-Version 04 (von 2013) wird sich in diesem Bereich vermutlich durchsetzen. Und sei es nur schon deshalb, weil das zusätzliche Spesenfeld Vorteile bringt.

Interaktion Kunde - Bank

Peter Ruoss, Arbeitsgruppe Migration ZV CH und Head Product Management Payment Products bei UBS

Was die Schweiz nach Peter Ruoss sicher besser macht im Vergleich zu anderen SEPA-Ländern: Wir haben auch einen Guideline für die Kontoauszüge, die ebenfalls harmonisiert werden. Kunden werden das schätzen, weil sich diese Auszüge ähneln. Wer mehrere Bankkonten bewirtschaftet, wird durch den ähnlichen Aufbau der verschiedenen Dokumente schneller den Überblick haben.

Peter Ruoss steigt in seinem Vortrag tief in die Materie ein und erklärt sehr exakt und genau, welche konkreten Änderungen bei Kontoauszügen und camt-Meldungen vorgesehen sind. Unter anderem geht Ruoss im Detail auf das Salär-Handling ein, präsentiert ESR-Gutschriften nach der Ablösung der V11 Meldungen und beleuchtet zahlreiche weitere Punkte, welche dem Auditorium fassbare Informationen und direkten Nutzen vermitteln.

Einzahlungsschein mit Datencode

Patrick Belk, Leiter Arbeitsgruppe Belege und Mitglied der Geschäftsleitung bei Boxcon

Der neue Einzahlungsschein mit Datencode ist für Endkunden die grösste direkt sichtbare Veränderung. Patrick Belk geht im Detail auf die technische Aspekte und Vorteile des neuen Beleges ein, der ab 2018 kommt. Insbesondere auch vor dem Hintergrund der Anforderungen, die an den neuen Einzahlungsschein gestellt werden. Zum Beispiel, dass die revidierte Geldwäschereiverordnung der FINMA verlangt, dass bei elektronischer Übermittlung von Zahlungsaufträgen neu auch die Angaben zum Zahler übermittelt werden müssen.

Wichtiges Statement von Patrick Belk: So wie die Neuerung, dass der Kundenteil in zwei möglichen Ausprägungen genutzt werden kann (frei oder strukturiert), so können auch noch weitere Änderungen kommen, welche die Implementation Guidelines für den QR-Code beeinflussen. Das ist allerdings nicht dramatisch, weil der Einzahlungsschein erst Mitte 2018 eingesetzt wird, nach der Migration der übrigen Massnahmen.

Erfahrungen bei der Implementierung – aus der Sicht von:

Christoph Schenker, Senior Product Manager, PostFinance

Rund 100 Software-Hersteller und über 4’000 Kunden informieren, begleiten und beraten – das ist die Aufgabe von Christoph Schenker bei PostFinance. Zusammen mit seinem Team sorgt Christoph Schenker dafür, dass die Schnittstellen von PostFinance korrekt in die betriebswirtschaftliche Software integriert wird. Was es dazu braucht, wo die Stolpersteine liegen und was die Arbeit von Software-Herstellern erleichtern kann, darüber spricht er in seinem Vortrag. Auch mit Verweis auf die online verfügbaren Leistungen, die Software-Partner unterstützen, zum Beispiel die stark genutzte Testplattform und webbasierte Trainings, welche PostFinance zur Verfügung stelllt.

Und einen dringlichen Wunsch von Christoph Schenker geben wir gerne direkt und als Zitat weiter: «Bitte, liebe Software-Hersteller, befüllt die dazugehörigen Felder mit dem Hersteller-Namen, Produkte-Namen und Version des Produktes – das vereinfacht das Leben des PosfFinance Supports ungemein.»

Daniel Käser, Head of Product Management, SAGE

Daniel Käser benennt die Chancen und präsentiert auch die Herausforderungen in mehreren Bereichen: Roadmaps, Kommunikation, Transparenz und Harmonisierung (einmal mit und einmal ohne Anführungszeichen). SAGE hat den Zahlungsauftrag pain.001 seit längerem eingeführt, Daniel Käser sieht jedoch gewisse Herausforderungen mit den jeweils bankeigenen AOS (Additional Optional Services). Da muss man sehr darauf achten, dass die Harmonisierung nicht zur "Harmonisierung" mit sehr individuellen Ausprägungen wird, welche dem Kerngedanken des Projekts nicht unbedingt entspricht.

Pierre Arnaud, CEO, Epsitec

Pierre Arnaud präsentiert seine Erfahrungen bei der Implementierung von ISO 20002 im Zusammenhang mit der Software-Familie "Crésus" von Epsitec. Interessant auch deshalb, weil Epsitec mit der Einführung von Formaten und PostFinance Schnittstelle als Pilotkunde besonders gefordert war.

Hilfreiche und sympathische Geste am Schluss: Epsitec hat ein Programm entwickelt, das camt-Dateien direkt lesbar macht. Ursprünglich nur für interne Zwecke gedacht, steht das Tool heute allen Interessierten zur Verfügung, gleich hier:

camt-Dateien lesen: camt.li

Präsentationen Infoanlass für Business Software-Anbieter

Sämtliche Präsentationen des Events 2016 sind auf der Website von SIX Interbank Clearing zum Runterladen verfügbar.

Die Ausgabe 2016 des Infoanlasses für Business Software-Anbieter ist am 10. Juni 2016 in Bern durchgeführt worden.

Korrespondent am SIX-Event 2016: Oscar Neira
Redaktion iso-20022.ch: Ruedi Maeder

Stichworte im Lexikon: Harmonisierung Zahlungsverkehr | ISO 20022 | Einzahlungsschein | LEON | AOS

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