Pinwand 2017: Stichworte und Tendenzen

Bild: d1sk | Getty Images

Kein Rückblick und keine Vorschau, mehr ein vertiefter Blick auf den aktuellen Zustand der geebneten Startbahn für verschiedene zentrale Bereiche im Jahr 2017.

Die übergeordneten Themen haben wir bereits Ende 2016 beleuchtet, welche die Finanzbranche 2017 bewegen werden. Zum Start des neuen Jahres ein Blick auf einzelne Bereiche, welche 2017 immer wieder Gesprächsstoff liefern werden.


Harmonisierung Zahlungsverkehr

Wie schon im letzten Jahr, so bleiben auch 2017 Banken, Software-Hersteller und Firmenkunden am Projekt dran. Vieles ist schon gemacht, vieles steht uns noch bevor. Wer zu welchem Zeitpunkt bereit ist und wer sich noch schwertut, wird sich erst später zeigen. Aktuell die grössten Fragezeichen bestehen zum Teil auf der Seite der Firmenkunden. Dort ist das Thema der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs (noch) sehr unterschiedlich positioniert. Zwischen "höchste Priorität" bis zu "noch nicht wirklich angekommen" sieht und hört man aktuell alles.

Neuer Einzahlungsschein

Der neue Einzahlungsschein, als Teil des Projekts Harmonisierung Zahlungsverkehr, hat bereits 2016 für einige Aufregung gesorgt – und wird auch 2017 im Gespräch bleiben. Zumal der bislang einzige Überlebende aus der analogen Vorzeit, digital getunt für die Neuzeit, nun vielleicht doch nicht überleben soll? Ob der neue Einzahlungsschein einer bleiben darf oder "nur" zum QR-Code mutieren soll, wird sich spätestens im April 2017 zeigen. Bis dann haben Arbeitsgruppen ihre Pläne und Weisheit in einen gemeinsamen Topf gelegt und SIX wird kommunizieren, wie es weitergehen soll.

Wir bleiben guter Hoffnung, dass der digitalisierte Einzahlungsschein 2017 überdauern wird. Weil es nicht unbedingt sinnvoll sein muss, für ein digitales Element im unteren Drittel einer Rechnung, das sich anfühlt wie ein modifizierter Einzahlungsschein, auf Teufel komm raus einen neuen Namen zu finden. Möglicherweise zu viel Erklärungsbedarf für ein Element, das wohl viel mehr kann, ohne jedoch die ursprünglichen Funktionen zu verlieren. Zumal die alte Bezeichnung die Gemüter hüben und drüben beruhigen könnte.

Mobile Payment

Alles Voraussicht nach wird auch 2017 noch nicht das Jahr, das Mobile Payments auf breiter Ebene den Durchbruch verschaffen wird. Das generierte Volumen an Transaktionen ist inzwischen nicht mehr als homöopathisch zu bezeichnen, aber noch meilenweit entfernt von Werten, die wirklich ins Gewicht fallen. Allerdings werden neue Entwicklungen Beiträge dazu leisten, breiteren Zielgruppen den Sprung vom Bargeld in Richtung Bezahlen mit dem Smartphone leichter zu machen.

Apple Pay ist schon da, das neue Twint kommt im Frühling, das chinesische Alipay wird vielleicht für Überraschungen sorgen, die Fragezeichen um Android Pay und Samsung Pay könnten sich auflösen. Mit vereinten Kräften wird gelingen, was einer allein nicht schafft: 2017 und 2018 werden sehr viel mehr Konsumenten Mobile Payment als komfortable Zahlungsmethode akzeptieren und adaptieren. Wer von den zahlreichen Anbietern am Schluss im Rennen bleibt, wird sich erst später zeigen. Zuerst ist die Herkulesaufgabe zu bewerkstelligen, Konsumenten grundsätzlich vom Smartphone als Brieftasche zu überzeugen. Danach und erst mit genügend Nutzern im Markt werden Komfort, Einfachheit und wirkliche smarte Mehrwertleistungen zu den entscheidenden Faktoren, welche den Unterschied zwischen Anbietern und Gewinnern machen werden.

Digitale Währungen

Kryptowährungen werden auch 2017 zulegen. Als Zahlungsmittel, als Reservewährung oder als Anlageinstrument. Der Bitcoin hat 2016 den Sprung von rund 400 auf knapp um die 1000 Euro gemacht. Volatil, wie er ist, schafft er diesen Sprung auch in die Gegenrichtung, was er auch schon bewiesen hat. Fakt bleibt: für immer mehr Menschen und Institutionen werden Kryptowährungen zu einer interessanten Alternative. Ein Trend, der sich fortsetzen und verstärken wird. Und damit dürften international auch die Regulierungsbemühungen zunehmen, um das nicht mehr ganz neue Phänomen in bestimmte Bahnen zu lenken.

Blockchain

Die ganz grossen Würfe sind für 2017 noch nicht zu erwarten, weil die Blockchain als System hochkomplex funktioniert und deshalb nicht über Nacht für weitere Bereiche direkt nutzbar gemacht werden kann. Tatsache ist, das eine Vielzahl von Finanzinstituten, Technologieunternehmen sowie Universitäten am Thema dran ist und dranbleiben wird. Mit zukunftsweisenden Projekten und teilweise auch schon vielversprechenden Resultaten. Die geballte Kraft und Forschungsintensität kann Ähnliches bewirken, was auch dem Internet einstmals Flügel verliehen hat. Nicht über Nacht, aber bald und in absehbarer Zeit.

PSD2

Weniger der Begriff selbst, sehr viel mehr die Auswirkungen der neuen Payment Services Directive dürfte 2017 und 2018 in ganz Europa für viel Bewegung sorgen. Bei den Banken und bei den Kunden. Die einen freut's, die anderen sind eher beunruhigt – PSD2 wird zur Realität und verändert Banking und Geschäftsmodelle. In den Auswirkungen auch für die Schweiz. Mag unser Land im Moment noch eher in der Rolle des Beobachters agieren (PSD2 und die Schweiz), den neuen Möglichkeiten und des Wettbewerbs wird sich die Schweiz weder entziehen können noch wollen.

Neue Angebote von Finanzdienstleistern und neue Wünsche von Kundengruppen im Zusammenhang mit der PSD2 werden zu den Faktoren gehören, welche die Banken- und Anbieterlandschaft in Europa sehr stark verändern werden.

Digital Identity

Was andere Länder der Schweiz voraus haben (Beispiel Estland), was SuisseID bisher nicht gelingen wollte, gewinnt nun auch in unserem Land an Fahrt: Die Zeit ist reif für die Digital ID. Mit UBS, Credit Suisse, Swisscom und weiteren Protagonisten sind Unternehmen mit verschiedenen Projekten am Werk, welche einer wirklich guten und komfortablen Lösung zum Durchbruch verhelfen können. Und damit der Digital Identity endlich ein Gesicht mit fassbarem Nutzen geben werden. Konkrete Resultate sind eher kurzfristig zu erwarten.

Chatbots

Das Jahr 2017 wird mit Sicherheit zum Jahr der Chatbots. Weil die automatisierten Kommunikatoren sehr schnell und vergleichsweise kostengünstig realisiert werden können. Um dann Kunden im Alltag Services und Informationen anzubieten, die auf hohem Level für effiziente Prozesse sorgen. Im Marketing, im Kundendienst, im Verkauf, in allen denkbaren Bereichen.

Chatbots sind heute schon multimedial in ihren Funktionen und werden noch zulegen, auch an Intelligenz und an Vielseitigkeit. Und die Zukunft liegt in lernfähigen Chatbots, die aus "ihren Erfahrungen" schöpfen und in Schrift oder im gesprochenem Wort zu immer besseren Dienstleistern und "Gesprächspartnern" werden.

Menschen und Unternehmen

Das Wichtigste zum Schluss: Diese und weitere Lösungen aus anderen Bereichen werden von Unternehmen und Dienstleistern konzipiert und bereitgestellt. Für Märkte und für Zielgruppen. Im Vordergrund stehen dabei immer Kunden, Konsumenten und ihre Wünsche. Und diese Wünsche sind breiter, tiefer und vielseitiger geworden.

Eine Vielzahl neuer und etablierter Anbieter definiert digitale Transformation mit überzeugenden Leistungen und Tools sichtbar so, dass nur Erfolg haben kann, was Menschen ein Mehr an Komfort, an Leistung, an Sicherheit oder auch an Zufriedenheit bringt. Oder einfacher ausgedrückt: Was das Leben von Menschen einfacher und leichter macht, wird im Markt von Zielgruppen akzeptiert und durch Nutzung belohnt.

Das ist nicht neu und klingt fast schon trivial. Gehört jedoch einmal mehr plakatiert und nach vorne gerückt, weil dieser Aspekt auch 2017 Unterschiede schaffen wird. In Zeiten und Märkten, in denen sich Marktgewichte verschieben und Geschäftsmodelle verändern. Schneller als gewohnt. Und dennoch bleibt für den wichtigsten Aspekt immer genügend Zeit: Wer seine Zielgruppen und Kunden "liest", sichert sich jenseits von Aktivismus und Hektik alle Chancen, auch in Zukunft ganz vorne mitzuspielen.

Stichworte zum Thema: Einzahlungsschein | Blockchain | PSD2 | Digital Identity | Chatbots

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